Seinen Ursprung hat der Delikatessenladen H. Schwarzenbach in St. Gallen, wo Heini Schwarzenbachs Ururgrossvater 1864 als gelernter Nudelfabrikant im «Haus zur Taube» sein erstes Geschäft gründete und vorab mit Eiern, Teigwaren, Gewürzen und Kaffee handelte.
Im Jahr 1879 eröffnete Heinrich I. an der Kuttelgasse in Zürich und einige Jahre später noch am Neumarkt in Winterthur zusätzliche Geschäftslokale.
Urgrossvater Heinrich II. übernahm das Geschäft 1888, liquidierte den Laden in St. Gallen und baute das Geschäft in Zürich sukzessive aus. 1910 kaufte er an der Münstergasse die Liegenschaft «Zur alten Post» und baute diese für die Bedürfnisse eines Kolonialwarenhändlers komplett aus. Er vergrösserte den Laden und begann 1928, selber Kaffee zu rösten. Das Geschäft mit dem Eierhandel blieb jedoch lange Zeit eines der wichtigsten Standbeine.
Nach den Kriegsjahren übernahm 1945 die 3. Generation die Geschäfte. Engros und Gastronomie war in dieser Zeit ein wichtiger Umsatzkanal. Im Jahr 1969 wurde das Geschäft in Winterthur aufgelöst. Fünf Jahre später übernahm Heinrich IV. das Geschäft, liquidierte den Engros-Handel und konzentrierte sich auf das Detailgeschäft. Grundnahrungsmittel waren nach wie vor ein wichtiges Standbein. Hinzukamen aber immer mehr Spezialitäten aller Art.
1987 begann Heini Schwarzenbach V. seine Tätigkeit im Geschäft. Kontinuierlich wurde das Sortiment mit Spezialitäten ergänzt. Tee wurde neben Kaffee und Dörrfrüchten zu einem der wichtigsten Produkte. 1998 wurde das «Teecafé» eröffnet, angrenzend an das Ladenlokal und die Kaffeerösterei. Nach 22 Jahren wurde das Lokal in ein Schokoladengeschäft umgebaut. Heute befindet sich das Traditionshaus in 5. Generation noch immer in Familienbesitz.
1864
Heinrich I, 24-jährig, eröffnet mit seiner Ehefrau Anna Maria Schwarzenbach-Ruf sein erstes Ladengeschäft in der St.Galler Altstadt. Neben Eiern, Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Zucker, Teigwaren, Salz aber auch Kernseife werden auch schon einzelne Gewürze angeboten.
1879
Eine zusätzliche Geschäftslokalität wird in Zürich an der Kuttelgasse eröffnet. Dieser Standort ist günstig gewählt, da der Wochenmarkt damals noch an der unteren Bahnhofstrasse beim Hauptbahnhof stattfindet.
Neumarkt 17, Winterthur
1886/1887
Ein Umzug von der Kuttelgasse zuerst an die Augustinergasse, danach an die Schoffelgasse rechts der Limmat erfolgt fast zeitgleich mit der Eröffnung des dritten Standorts am Neumarkt 17 in Winterthur.
Die drei Geschäfte sind zwar nur an den Markttagen offen, werden aber immer noch ohne fremde Hilfe geführt. Grosse Teile des Weges zwischen den drei Standorten müssen noch zu Fuss zurückgelegt werden.
Heinrich II tritt nach der 6. Primarschule ins Geschäft ein.
1888
Der Gründer Heinrich I tritt eine längere Auslandsreise an. Heinrich II., 18jährig, übernimmt die Geschäfte und führt diese mit seiner Mutter weiter.
Der Laden in St. Gallen wird liquidiert.
1892
Heinrich II. verlässt die Schoffelgasse und mietet die Räumlichkeiten an der Napfgasse 4 von der Konditorei Theodor Schober. Der erste Mitarbeiter wird eingestellt.
Heinrich I. kehrt gesundheitlich angeschlagen von seiner Reise aus Amerika zurück.
1899
Heinrich II. heiratet Lina Rahn. Die Ehefrau hilft tatkräftig im Geschäft mit.
1910/1912
Heinrich II. mit seiner Frau Lina kaufen das Haus «Zur alten Post» an der Münstergasse 19, Zürich. Das Haus, in dem sich bis 1838 die erste Poststelle von Zürich befand, wird bis zum 2. Stock völlig ausgehöhlt und nach den Bedürfnissen des zukünftigen Delikatessengeschäftes ausgebaut. Die Eröffnung erfolgt 1912. Das Sortiment setzt sich aus Eiern, Teigwaren, Hülsenfrüchten, Dörrfrüchten und -gemüse, Kaffee und Gewürzen zusammen. Verschiedene frische Apfel-, Birnen- und Kartoffelsorten gehören ebenfalls ins Sortiment. In der Weihnachtszeit auch Orangen und Mandarinen. Es werden Hauslieferungen gemacht, aber auch Hotels und Restaurants gehören zum Kundenkreis (deshalb auch die jetzt noch sichtbare Aussenbeschriftung «Detail und Mi gros»).
Die heutige Ladeneinrichtung, Verkaufstheke, Wandgestelle aber auch Bodenbeläge und Lagerräumlichkeiten stammen noch aus dieser Zeit.
1928
Es wird die angebaute Liegenschaft Münstergasse 17 erworben. Der Laden kann um ein Schaufenster, zusätzliche Lagerräumlichkeiten und die erste eigene Kaffee-Röstmaschine erweitert werden.
1945
Heinrich III. mit seiner Ehefrau Johanna Rufli übernehmen die Geschäfte.
Die Kriegsjahre sind auch geschäftlich schwierig. In den Jahren 1942/43 wurden unter anderem lediglich 216‘680 Eier zum Stückpreis von 32 Rappen verkauft. Im Vergleich waren es 1933/34 noch 2‘700‘000 Stück zu 8 Rappen.
1947
Heinrich III. kauft für Auslieferungen an die Engroskunden den Kleinlastwagen Martini (Benzinverbrauch 28 Liter / 100 Kilometer) und ersetzt damit die während der Kriegsjahre angeschafften Elektrofahrzeuge.
1954
Mit 21 Jahren tritt die 4. Generation, Heinrich IV. ins Geschäft ein. 1956 heiratet er Annelies Niederberger. Sie arbeitet schon bald auch im Geschäft mit.
Der Handel mit der Gastronomie wird zusehends schwieriger und auch die Konkurrenz mit den wachsenden Ladenketten wie Usego, Konsumverein und Migros wächst kontinuierlich.
1970
Heinrich IV. übernimmt mit seiner Ehefrau Annelies das Geschäft an der Münstergasse. Der Engroshandel wird aufgegeben und man fokussiert sich auf die Privatkundschaft. Das Sortiment wird konsequent auf Qualitätsprodukte ausgelegt. Die Grundnahrungsmittel sind nach wie vor ein wichtiges Standbein. Hinzukommen aber Spezialitäten wie Kaffeeraritäten, direkt importierter Balsamico und Olivenöl und ein erweitertes Angebot an hochwertigen Gewürzen.
1987
Ebenfalls wie sein Vater steigt Heinrich V. (der heutige Geschäftsführer Heini Schwarzenbach) mit 21 Jahren ins Geschäft ein. Die nicht modernisierte Ladeneinrichtung und das Beibehalten der persönlichen Bedienung der Kundschaft stellt sich als richtiger Entscheid der 4. Generation heraus. Kontinuierlich wird das Sortiment mit neuen Spezialitäten ergänzt. Tee wird neben Kaffee und Dörrfrüchten zu einem der wichtigsten Produkte im Hause Schwarzenbach.
Die Einzelfirma Heinrich Schwarzenbach wird 1988 in eine Familien-Aktiengesellschaft geändert.
1990
Krankheitsbedingt tritt Heinrich IV. aus der Geschäftstätigkeit aus. Mit seiner Mutter Annelies führt Heini Schwarzenbach den Laden weiter. Der Einkauf direkt bei den Produzenten spielt eine zentrale Rolle und garantiert nicht nur Frische und aussergewöhnliche Feinheit und Finesse, sondern erlaubt es auch, den Kunden direkt und aus erster Hand Informationen über den Anbau, die Verarbeitung und den Geschmack weiterzugeben. Die Wissensvermittlung wird neben den Produkten immer mehr zu einem zentralen Anliegen.
1995 tritt Brigitte, Schwester von Heini, ins Geschäft ein. Zwei Jahre später heiratet Heini Patricia Maier. Patricia, selbständige Grafikerin, übernimmt den visuellen Auftritt der Firma.
1998
Mit dem wachsenden Interesse an hochwertigen Tees und Kaffees wird das ehemalige Kaffeelager ins «TeeCafé» umgebaut. Architekt Stefan Zwicky gelingt mit dem Ausbau ein gemütlicher Ort, welcher die Möglichkeit bietet, das gesamte Tee- und Kaffeesortiment zu verkosten und verschiedenste hausgemachte Backwaren zu geniessen.
2004
Der erste Web-Auftritt von Schwarzenbach geht online. Die Kunden können neu über diesen Kanal fast das ganze Angebot bestellen.
2014
Auf das 150-jährige Bestehen wird das Buch «Schwarzenbach – Das Zürcher Kochbuch» herausgegeben. Buchautor und Essensforscher Dominik Flammer erzählt über die enge Verbindung der Entwicklung der Markt- und Kochgeschichte Zürichs und der Geschichte der Kolonialwarenhandlung Schwarzenbach. Zehn renommierte Zürcher Köche entwickeln Rezepte aus lokalen und kolonialen Delikatessen von Schwarzenbach, fotografiert von Sylvan Müller. Ein ausführliches Lexikon beschreibt einen Grossteil der Produkte, welche in den unzähligen Schubladen und Vitrinen im Geschäft angeboten werden. Grafisch gestaltet wird das Buch von Patricia Schwarzenbach.
2015
Nach 57 Jahren fast täglich im Laden beendet Annelies Schwarzenbach ihre Tätigkeit. Sie ist genauso lange aktiv im Laden gewesen wie Heinrich II.
2020
Nach 22 Jahren «Teecafé» wird zeitgleich und doch unabhängig zu Corona die Schliessung beschlossen. In dreimonatiger Umbauphase wird wieder von Stefan Zwicky ein stimmiger Raum des Genusses geschaffen, jetzt mit dem Thema Schokolade.
Zeitgleich zum zweiten Lockdown im Januar 2021 eröffnet das Schokoladengeschäft. Mit über 350 Tafelschokoladen von kleinen, erstklassigen Bean to Bar Manufakturen aus der Schweiz, Europa und den Ursprungsländern von Kakao wird die wunderbare, geschmackliche Vielfalt dieses Produkts aufgezeigt.
H. Schwarzenbach heute
Die nächste, sechste Generation ist bereits am Mitwirken und Reinschnuppern.
Dank unserer treuen Kundschaft sieht die Zukunft vielversprechend aus. Wo die genussvolle Reise hingeht, wird sich zeigen.